Hintergründe, Strukturen und Aktivitäten der Europäischen Union zur Kontrolle und Stabilisierung des Europäischen Geldsystems
Mit der Einführung des Euro 2002 waren die Hoffnungen in Europa groß, dass die Gemeinschaftswährung eine Stabilisierung der Wirtschaft und eine Vitalisierung des Einigungsprozess nach sich ziehen würde. Doch die Bankenkrise sechs Jahre später zeigte deutliche strukturelle Schwächen des Konstruktes auf und die Hoffnung auf positive Effekte im politischen Prozess zerschlugen sich. Trotzdem konnte die EU durch Stärkung der EZB und die EZB durch ein selbstbewusstes Auftreten manches in den Griff bekommen.
Wir sprechen mit dem freien Journalisten und Volkswirtschaftler Caspar Dohmen über das Geldsystem, die europäischen Strukturen und Entscheidungen im Geld- und Finanzsektor.
Verwandte Episoden
This work is licensed under a Creative Commons Attribution-ShareAlike 3.0 Germany License 557068
Prima. Mich freut es, dass so ein wichtiges Thema des geeinten Europas auch mal besprochen werden. Danke dafür.
Aber: ich denke hier (insbesondere im Kapitel Geldsystem) ist wieder einmal klar geworden, wie schwierig und kompliziert es ist, das Phänomen Geld (und Finanzwirtschaft) zufriedenstellend und nachvollziehbar zu diskutieren.
Ich fürchte fast, es liegt an der Naivität der Fragestellung (no offense Tim) gepaart mit fehlender thematischer Hinführung und Fachbegriffen (Giralgeld).
Pingback: Podcast- Focus Europa über Geld- und Finanzpolitik - Gelderfahrung
Pingback: FE016 Europäische Geld- und Finanzpolitik – ascii_ch
Wow, Danke!
Schade, dass Tim so bei Minute 23 und weiter nicht tiefer nachbohrt als ihm der Gast dauernd ausweicht, denn Tim hat das schnell erfasst und richtig verstanden wie das mit den Privatbanken und der Gelderzeugung funktioniert.
Ich erkläre es trotzdem nochmal und zwar ganz ohne Zinsen weil es die nicht braucht:
Bernd hat ein Einkommen und möchte sich ein Haus kaufen. Weil er nicht lange sparen will leiht er sich Geld bei einer Bank.
Die Bank hat das Geld nicht, sondern schreibt Bernd einfach eine Summe auf sein Konto.
Bernd bezahlt mit dem Geld, das es vorher nicht gab , sein Haus.
Bernd bezahlt über einen längeren Zeitraum mit Geld, das es schon vorher gab (seinem Einkommen), den Kredit zurück.
Was ist das Resultat?
Der Hausverkäufer hat jetzt Geld im Gegenwert vom Haus das (das Geld) es vorher nicht gab, dafür hat er kein Haus mehr. Das ist OK.
Bernd Hat jetzt ein Haus, dafür hat er das Einkommen mehrerer Jahre nichtmehr. Das ist auch OK.
Die Bank hatte vorher kein Geld, jetzt hat sie soviel Geld wie das Haus wert war. Es ist also neues Geld entstanden und es ist bei der Bank als Gewinn.
Ist das OK? Sagt mir bitte was an meiner Erklärung falsch ist oder nennt mir einen Grund warum das so OK seien sollte und wir das weiterhin so handhaben sollten.
Danke.
Gustl, Deine Erklärung ist falsch. Die Bank kann dem Verkäufer nicht einfach Geld aus dem Nichts zur Verfügung stellen. Das Geld, das sie Bernd gutschreibt, hat sie selbst als negativen Wert in ihren Büchern stehen. In dem Maße, wie Bernd seinen Kredit abzahlt, wird auch dieser negative Wert wieder abgebaut. Am Schluß hat die Bank nicht mehr Geld als vorher – es sei denn, sie verlangt Zinsen.
Der Witz ist nur, daß die Bank (viel) mehr Geld verleihen kann, als sie selbst hat – weshalb die umlaufende Geldmenge steigt. So lange sie das Geld aber nicht zurückbekommt, hat sie die Summe als Negativposten in ihrer Bilanz. Und wenn Bernd und viele andere Schuldner ihre Kredite nicht zurückzahlen können, ist die Bank pleite. Dann sorgt die Politik dafür, daß der Steuerzahler einspringt und das Geld zahlt, das eigentlich Bernd hätte zahlen müssen.
Danke! Also doch nicht ganz so schlimm wenn die Bank ehrlich ist aber eben auch nur weniger schlimm.
Später im Podacst wird das angesprochen wo die Banken kein Geld mehr erschaffen und nur noch verleihen können, was sie auch besitzen. Das ist doch das was man will! Dann kann die Bank auch nicht so schnell pleite gehen. Also insgesamt hat mich dieser Podcast nicht beruhigt, eher das Gegenteil.
Wieso sollten auch Banken gerettet werden? Wenn die wissen, dass sie gerettet werden, dann bemühen sich die doch nichtmal! Und große Banken retten und kleine nicht ist für mich ganz klar Wettbewerbsverzerrung.
Man hätte mal ansagen sollen dass man nix rettet, dann weiß auch jeder von den Risiken und geht dann halt zu einer Bank der er vertraut. Eine die nicht zockt.
Das wird leider auch kurzfristig nicht besser.
Geld kommt durch den Kredit in die Wirtschaft. Das Geld erzeugt somit auch nicht die Zentralbank oder die Geschäftsbank sondern der Kreditnehmer. Kein Kreditnehmer, kein Geld. Das wäre die einfache Antwort gewesen, Herr Dohmen.
Ich hatte beim Hören leider das Gfühl, das der Interviewte das Geld selbst nicht so ganz verstanden hat und bloß die allgemeine Erzählung wiedergibt. Schade.
Danke! Eine Frage noch zur Technik: Warum .mp3 und nicht .m4a?
(VLC zeigt in .mp3 keine Kapitelmarken an)
Das System heisst Teilreserve-System, oder auch Mindestreserve-System. Die Bank muss für jeden ausgegebenen Kredit einen Teil der Kreditsumme als Reserve hinterlegen, um den Kredit „abzusichern“. Das wird durch den Mindestreservesatz geregelt, der derzeit bei 1% liegt (USA 10%). In einem Vollgeldsystem wäre dieser Satz 100%.
In beiden Systemen zwingt der Zins das Geldystem dazu immer mehr Geld zu kreiren, da ja der Kreditnehmer mehr zurückzahlen muss, als er sich geliehen hat. Er muss also dieses Delta erarbeiten, während die Bank dafür nix tut ausser einen Knopf zu drücken.
Das Geld erzeugt aber nicht der Kreditnehmer, sondern die Geschäftsbank über den Geldschöpfungsprozess. Sie leiht sich erstmal bei der Zentralbank Geld. Nun kommt ein Kunde und möchte einen Kredit – die Bank hat sich ja schon Geld „zum starten“ geliehen und drückt einfach einen Knopf, mit dem sie auf Grundlage dieses „Startgeldes“ solange Kredite ausgeben kann, bis sie die 1% Mindestreserve erreicht hat. Oder, andersherum, sie kann auf jeden 1€ Einlage (gleich Eigenkapital) 100€ Kredit (gleich Fremdkapital) schöpfen (Leverage-Effekt). Das kann sie (und tut sie) im Übrigen auch ohne Kunden (!) und mit dem Geld z.B. rumspekulieren (Stichwort Derivate). Banken können durch das Bankengesetz „aus dem nichts“ Geld schöpfen.
Wird der Kredit nun zurückgezahlt, so verschwindet dieses Geld auch wieder aus dem System, da es Giralgeld (gleich Kreditgeld) ist. Die Präzise Aussage ist also: wenn jeder seine Schulden zurückzahlt, gibt es kein Geld mehr, da Geld durch Kredit entsteht! Deswegen müssen diese Banken gerettet werden (nach langläufiger Meinung). Da sie aber so hoch gehebelt sind, muss ihnen nur 1% ihrer Kredite ausfallen, damit ihre Reserve und damit ihr Eigenkapital weg ist und sie pleite sind. Die Banken sind also zu hoch gehebelt (in Europa übrigens deutlich höher als in den USA – siehe Deutsche Bank). Ist diese Bank nun sehr groß, so wird sie „Systemrelevant“ – würde also andere Banken und Branchen mit in den Abgrund ziehen. Sie war allerdings im Grunde vorher schon überschuldet durch den Hebel auf ihr Eigenkapital, hat also ein Solvenzproblem. Nun lassen wir sie nicht pleite gehen, da Systemrelevant, und erlauben ihr stattdessen diesen Hebel weiter zu erhöhen – was sie noch mehr Systemrelevant macht, als sie es vorher bereits war! Ein Teufelskreis…
Rechnerisch hätte es übrigens nur 1/5 gekostet die Banken pleite gehen zu lassen und sie im Anschluss zu rekapitalisieren…die schlechten Schulden wären aus dem System und das Problem gelöst. Aber dann senken die Zentralbanken auch noch den Leitzins und zwingen dadurch die Geschäftsbanken zum spekulieren, da ihre Einnahmen sinken und sie den Hebel nicht zurückgefahren bekommen. Oben drauf packen wir schärfere Einlagensicherungen und Eigenkapitalregeln durch Basel III – de facto ist jede größere Geschäftsbank in Europa pleite, wenn der Steuerprüfer ins Haus kommt. Wir schauen aber lieber alle weg und machen „Stresstests“, die völlig an der Realität vorbei „prüfen“. Das Ding ist noch nicht durch und Europas Banken stehen ganz vorne in der Problemschlange…
Der Gast hatte ein solides Niveau nach einem VWL-Studium und vertritt unkritisch die allgemeine Lehrmeinung. Für den Einstieg ok, aber du solltest zu den Themen „Geld“, „(Volks-)Wirtschaft“ und „Börse“ auch jeweils eine Sendung in einem anderen Rahmen machen (jedes Thema schon in 3 Stunden sehr eng). Wichtige Themen und so unverstanden o.O
na, an manchen stellen kommt der liebe herr dohmen ja ganzschön ins stocken.
mich würde mal interessieren, wie es zu den einladungen kommt. tim sucht alleine aus oder heinrich böll schlägt vor?
nach meinem gefühl sind die gäste und gespräche bei diesem podcast weniger open-minded/(selbst)kritisch, als in den anderen podcasts, die ich von herr pritlove kenne.
ich denke bei solchen gästen wäre ein kritischerer (nicht hetzerisch oder unfreundlich sondern sachlich) fragestil sinnvoll
nichtsdestotrotz, interessant und danke
PS: ich möchte auch garnicht stänkern, aber man meldet sich halt eher wenn einem was nicht gefällt, als wenn alles supi ist
Mir ist aufgefallen, dass mindestens zweimal Goethe zitiert wurde. Vielleicht passt es zu dem Thema, mal wieder den Faust zu lesen.
Zum Thema „Wie funktioniert das Geldsystem“ kann ich Folge 47 von Omega Tau mit dem Titel „Staaten, Geld, Schulden“ empfehlen. Ist zwar schon über fünf Jahre alt, aber ich finde, da wird das ganz hervorragend erklärt.
http://omegataupodcast.net/2010/10/47-staaten-geld-schulden/
Bei diesem Podcast haben sich sich zwei kongeniale Analphabeten gefunden.
Weder konnten sie einen geraden Satz sprechen, noch auch nur einen einzigen sinnvollen inhaltlichen Bezug herstellen.
Und dann diese EZB Lobhudelei. Heinrich würde sich im Grabe umdrehen.