FE008 Der Euro und die Krise

Ein Blick zurück auf die internationale Wirtschaftskrise und die Folgen für Europa und den Euro

Rainer Emschermann Rainer Emschermann
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Ausgelöst durch die Immobilienblase in den USA 2008, die dann den schnell den Kollaps der Lehman-Bank bewirkte, breitete sich das Krisenfeuer schnell global aus und traf auch Europa mit großer Härte. Doch die einzelnen Faktoren der Krise lassen sich nur schwierig einordnen und die politische Deutung der Ereignisse der letzten Jahren divergieren teilweise enorm.

Wir sprechen mit Rainer Emschermann, der sich intensiv mit dem Ablauf und zugrunde liegenden Faktoren der Krise auseinandergesetzt hat und hier einen Überblick über die Gründe und Auswirkungen der Krise auf Politik und Wirtschaft gibt.

12 Gedanken zu „FE008 Der Euro und die Krise

  1. Spannend,stark angebotsorientierte ökonomische Lösungsvorschläge für die Krise (Stichwort Neoliberalismus). Vom Interviewten bleibt beispielsweise eine kritische Reflektion der deutschen Agenda-Reformen mit ihrem Ausstrahlungseffekt auf andere Wirtschaften, das massive Unterschreiten des Inflationsziels durch sogenannte „Lohnzurückhaltung“ und ähnliches unbewertet. Gleichzeitig sieht man doch in Südeuropa, wie vorgeschlagene Maßnahmen wie Arbeitsmarktflexibilisierung und Einschränkungen im Arbeitnehmerschutz zu fatalen Entwicklungen führen. (Es wurde doch jetzt mehrere Jahre versucht, die Wirtschaft durch Sparmaßnahmen anzukurbeln, und offenbar funktioniert es nicht, weil die Modelle beispielsweise die Einflüsse der Binnenwirtschaft vollkommen vernachlässigen. Stattdessen höre ich als Lösung heraus, dass nur nicht intensiv und schnell genug gekürzt wurde?) Als Steuererhöhungsvorschlag wird die Mehrwertsteuer genannt, die alle Menschen – auch die sozial schwachen – zu tragen haben und die Reichen eher wenig jucken dürften, anstatt beispielsweise darüber nachzudenken, ob die griechischen Reeder nicht auch Steuern zahlen sollten oder im Zuge einer höheren Spitzenbesteuerung generelle Lenkungseffekte erzielt werden könnten.
    Eine erstaunliche bis schockierende Hörerfahrung für mich, ich fände es mal spannend, als Gegenansicht mit Sven Giegold (MEP) über seine Krisenanalyse zu sprechen – ich denke, da käme etwas anderes bei rum.
    Auch eine kritische Reflexion der Troika, des IWF und ihrer Bürgschaftsvoraussetzungen (Privatisierungen, Rentenkürzungen, Beamtenentlassungen…) ist meines Erachtens sehr wichtig.

    • David hat vieles angesprochen was ich auch kritisieren würde. Was Technokraten der EU nicht verstehen ist dass man ein Land und auch nicht die EU wie ein Unternehmen sanieren kann. Wenn man Strukturreformen (Euphemismus für Lohnkürzungen und Stellenabbau) in Ländern durchführt und damit den Binnenmarkt zerdeppert ohne dass es eine starke Exportindustrie gibt wie in Deutschland oder Japan die das sofort grösstenteils auffangen kann, dann versinkt die Wirtschaft in Schulden und Arbeitslosigkeit. Auch Tims Gesprächspartner erliegt anscheinend dem Glauben dass man sich als vorher sündiges Land gesundsparen kann wenn man nur genug Puste besitzt. Das wird aber nicht klappen, weil ich nicht glaube dass die Demokratien in den betroffenen Ländern so viel Zeit haben bis nicht irgendwann radikale Kräfte gewählt werden die den EU-Austritt forcieren. Wenn Frankreich ebenso zum Sparen gezwungen wird, dann wir Marie Le Penn nächste Präsidentin und dann schauen wir mal.
      Ja, Giegold wäre sicher ein guter Interviewpartner auch wenn er Reformen begrüsst wenn man sie durch Transfers abmildert werden.
      I

      • Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschließen. Zusätzlich bin ich der Meinung, dass ein solch komplexes Thema nicht von einem Ökonomen betrachtet werden sollte. Eine Gegenposition wäre hilfreich. Zum Beispiel wird am Anfang zwar auf die Handelsungleichgewichte innerhalb der Eurozone eingegangen und dann nur die Schuldnerseite betrachtet. Da Wettbewerbsfähigkeit eine relative Größe ist, können nicht alle gleichzeitig wettbewerbsfähiger werden. Folglich kann der Süden billiger werden oder der Norden teurer. Dabei ist der zweite Weg der insgesamt angenehmere. Ich hätte die Position sehr gern gehört.
        Interessant fand ich Tims Fragen, ob man es nicht vorher hätte kommen sehen müssen, oder wie man es zukünftig vermeiden könnte. Dafür gab es keine Standardantworten mehr.

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  3. …während man das Gefühl hatte, dass Tim gute Antworten hat, sich nur nicht traut die richtigen Fragen zu stellen, hüllt sich der Interviewpartner in Talkshowrethorik.

    …eine zweistündige Sendung zur Euro- und Wirtschaftskrise und es fällt nicht einmal das Stichwort Fiat Money.

    …wenn die „kleinen“ Länder nicht „über ihre Verhältnisse“ gelebt und sich dafür verschuldet hätten, wer hätte sich denn dann verschulden sollen um das Wachstum der „starken“ Länder zu ermöglichen. Irgendwer muss sich ja verschulden um das Geld dafür zu generieren.

    …während die beiden klar herausstellen, dass der spanische Immobilienmarkt ein Ponzi scheme ist, wird nicht erklärt warum der globale Finanzmarkt kein Schneeballsystem ist, bzw sein soll. Diese Antwort bleibt Herr Emschermann leider schuldig. Fairerweise muss man sagen, dass Tim auch nicht direkt danach gefragt hat. Wobei das doch die eigentliche Frage ist.

    …wenn es eine Krise gab, warum ist sie dann jetzt vorbei ?
    Die Schulden sind doch noch da bzw sogar größer geworden. Alles was sich geändert hat, ist doch, dass jetzt jemand für die Schulden bürgt, der selber kein Geld hat und nicht wüsste, wo er es im Falle der Fälligwerdung hernehmen könnte.

  4. Oha, das klang ja wie Professor Sinn. Ich würde mir das Thema in einer zweiten Folge aus nicht-neoliberaler Perspektive wünschen. Die restlichen Kritikpunkte stehe ja hier schon oben in einigen Beiträgen.

  5. Diese Episode fand ich sehr spannend; insbesondere Tims Nachfrage, ob es sich um mehrere Krisen handelt, die sich ggs. beeinflussen. Hier fand ich es schade, dass nicht genügend Zeit vorhanden war, dies genauer darzustellen. Es steht ja von Griechenland die Aussage im Raum, dass die Veerschuldung Griechenlands nur eine Bankenrettung aufgrund von Lehman Brothers war, die andernfalls von Deutschland ohnehin hätte gezahlt werden müssen. Die genauen Anteile der jeweiligen Krisen an der Griechischen Misere interessieren mich. Auch Privatisierungen und das Vermeiden einer Firmen/Finanzflucht wären sehr interessant! Ich hoffe, dass es eine weitere Folge hierzu gibt!

    • War nun ein Hauptfazit, dass wenn die Zinsen, die die Länder, die zuvor höhere Zinsen zahlen mussten, nicht gesunken wären, die Staaten sich nicht so hoch verschuldet hätten, um damit ihre Wirtschaft(?!) zu pushen? Dadurch stiegen ja gleichzeitig die Schulden und die Wirtschaftskraft, weshalb die relative Verschuldung zunächst nicht dramatisch gestiegen ist.
      Warum war dies nicht nachhaltig? Wurde falsch gefördert/investiert? Wo ist dieses Geld geblieben?

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  7. Ein Punkt der nicht so fokussiert behandelt wurde, aber dennoch wichtig ist, ist die Wettbewerbsfähigkeit der Länder. Der Euroraum teilt sich in verschiedene Wirtschaftsformen und „Arten“ des Kapitalismus.
    Die Peripheriestaaten (Südstaaten + Irland) waren viel stärker von der Krise betroffen als die Kernstaaten (DE, FR, Nordstaaten). Das liegt unter anderem daran, dass die Südstaaten eine ganz andere Wirtschaftspolitik fahren als dir Nordstaaten und durch den Euro quasi gezwungen wurden sich an die die Wirtschaftspolitik der Nordstaaten anzunähern. Diese Unterschiede der Wirtschaftspolitik und die Auswirkungen, die der Euro auf diese hat, hätte ich gerne noch ausführlicher besprochen gehört.
    Ansonsten eine sehr schöne Folge und sehr interessant.

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